Mit „Visions of Eternity” setzt ArenaNet die Geschichte von „Guild Wars 2” fort und schafft eine Erweiterung, die weniger auf Spektakel und mehr auf Substanz setzt. Auf dem neuen Kontinent Castora erwartet die Spieler eine fein verwobene Mischung aus Erkundung, Charaktertiefe und Weltgestaltung.

Visions of Eternity im Überblick

Nach dem Abschluss des Drachen-Zyklus mit „End of Dragons” ist Guild Wars 2 zu regelmäßigen, aber kleineren Erweiterungen übergegangen. Der Umfang von „Visions of Eternity” ist daher mit den anderen „Mini-Erweiterungen” „Janthir Wilds” und „Secrets of the Obscure” vergleichbar.

Die Erweiterung ergänzt die Story um einen neuen Handlungsstrang, sodass die Ereignisse der vorangegangenen Erweiterungen dieses Mal nicht im Mittelpunkt stehen. Für die Erweiterung begeben wir uns auf den neuen Kontinent „Castora“, wo zwei neue Karten darauf warten, erkundet zu werden. Außerdem gibt es neue Beherrschungspfade, von denen sich einer dieses Mal gänzlich dem Schweberochen, dem Unterwasser-Reittier, widmet.
Auch diese Erweiterung wird in Story, Karten und Beherrschungen in kommenden Content-Updates erweitert.

Eine Geschichte, die atmen darf

Nach den schnellen Wendungen früherer Kapitel nimmt sich „Visions of Eternity” spürbar mehr Zeit, um die Geschichte aufzubauen. Im Mittelpunkt stehen dieses Mal die aktuellen Interessen der Inquestur und ihre Machenschaften. Dabei wird die Erkundung der Welt sehr stark mit der Geschichte verwoben, was uns wirklich gut gefällt und Guild Wars 2 sich so von seiner besten Seite zeigt. Durch Sammlungen und Erkundungsaufgaben wird man geradezu gezwungen, jede Ecke der neuen Gebiete kennenzulernen, ohne dass es zu nervigen oder sich wiederholenden Aufgaben kommt.
Der Beginn ist ruhig und fast bedächtig, bevor die Ereignisse zunehmend an Fahrt gewinnen. Im Verlauf greift die ansonsten eigenständige Geschichte den einen oder anderen Handlungspfad vergangener Kapitel auf. Wie bei den letzten Erweiterungen ist die Geschichte nicht zu Ende und wird mit kommenden Content-Updates abgeschlossen.

Die Ereignisse in Visions of Eternity rund um die Inquestur und ihr Vorhaben in Castora bilden eine interessante und unverbrauchte Story, die in ihrem Verlauf schnell sehr spannend wird und uns sehnsüchtig auf die kommenden Content-Updates warten lässt.

Karten voller Atmosphäre und Entdeckungen

Das Herzstück der Erweiterung sind zweifellos die neuen Karten. ArenaNet bleibt seiner Philosophie treu und macht jedes Gebiet zu einem lebendigen, atmenden Schauplatz.
Die erste Karte „Strand der Wracks” ist eine weitläufige Küstenregion, die von Schiffswracks, schwebenden Felsen und verzweigten Wasserwegen geprägt ist. Mit dem neuen Skimmer-Upgrade können diese erstmals vollständig durchtaucht werden. In Grotten und Unterwasserhöhlen warten kleine Geschichten, Schätze und idyllische Orte darauf, entdeckt zu werden.
Das Meta-Event dieser Karte bietet eine interessante Mechanik und geht gleich in die Action über. Anstatt langer Preevents wird man direkt einem Boss zugewiesen, kämpft sich durch mehrere Phasen und steht schließlich beiden Gegnern gleichzeitig gegenüber. Das System wirkt aufgeräumt, nachvollziehbar und angenehm fokussiert.

Die zweite Karte hingegen bietet sowohl visuell als auch spielerisch viele besondere Eindrücke. Zwischen üppiger Vegetation und abrupten Lichtungen befinden sich alte Ruinen und mittendrin eine von der Inquestur kahlgeschlagene Basis. Der Kontrast zwischen Natur und Zerstörung macht die Karte zu einem der visuell interessantesten Orte des Spiels.
Auch in puncto Events hat das „Sternenlicht-Gehölz” einiges zu bieten. Die Events greifen Themen auf, die abseits der Hauptstory etwas zu kurz kommen – von den Sorgen eines Dorfes bis hin zu liebevoll gestalteten Charaktermomenten. In die gleiche Kerbe schlagen auch die Kartenaktivitäten: Einige Fähigkeitspunkte werden beispielsweise nicht durch Kämpfe, sondern durch Dialoge verdient, bei denen Empathie und Fingerspitzengefühl gefragt sind.
Die beiden neuen Schauplätze von Guild Wars 2 gehören unserer Meinung nach zu den schönsten, abwechslungsreichsten und am besten in die Story integrierten. Die Erkundung macht Spaß und wird zusammen mit der Story bewältigt. Ein nachträgliches Abgrasen nicht relevanter Orte ist in dieser Erweiterung nicht nötig.

Neue Spezialisierungen mit Lore-Anschluss

Die neuen Elite-Spezialisierungen sind organisch in die Story integriert. Zu Beginn trifft der eigene Charakter auf einen NPC, der die Lore und Bedeutung der neuen Spielweise kurz erläutert. Ein schönes Detail, das den Übergang zwischen Gameplay und Erzählung abrundet.

Positiv fällt auf, dass ArenaNet auf das Feedback aus der Beta-Phase reagiert hat – etwa beim Troubadour, der Elitespezialisierung für Mesmer, der deutlich runder und spielbarer wirkt. Noch fehlen Erfahrungswerte für alle Klassen, doch der erste Eindruck ist vielversprechend.

Fazit

„Visions of Eternity” ist kein lauter Paukenschlag, sondern ein fein komponiertes Kapitel, das vor allem jene Spieler begeistert, die „Guild Wars 2” für seine Welt, Atmosphäre und Erzählkunst lieben. ArenaNet beweist, dass man auch mit kleinen erzählerischen Mitteln eine große Wirkung erzielen kann: durch ein sorgfältiges Weltdesign, glaubwürdige Charaktere und eine Story, die die Erkundung belohnt. Wer auf Spektakel und Innovation hofft, wird vielleicht weniger überrascht sein. Wer sich aber in Tyria zu Hause fühlt, erhält ein Stück Welt, das sich größer, lebendiger und echter anfühlt als je zuvor.

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